Erst um die Jahrhundertwende wurde das Jiu Jitsu, insbesondere durch japanische Matrosen, auch in Europa eingeführt. Die Griffe und Schläge wurden im Laufe der Zeit mit Ringer- und Boxtechniken vermengt und als Selbstverteidigung propagiert. Es entstand sozusagen ein europäisches Ju Jitsu, eine Art Verteidigung, bei der wenig vom nachgebenden oder ausweichenden Prinzip zu erkennen war.
Die ersten Informationen über Jiu Jitsu stammen aus dem Jahre 1650. Zu dieser Zeit lebte in Japan ein Chinese namens Gembin, der die Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung beherrschte. Er lehrte die Techniken drei Samurais, so dass diese ohne Waffen andere überwältigen konnten. Sie nannten das System Jiu Jitsu. Es ist somit unbestritten chinesischen Ursprungs, wurde aber durch die Japaner perfektioniert und weltweit bekannt gemacht. 1885 entdeckte der deutsche Professor Dr. Baelz in Japan dieser in Vergangenheit geratenen Selbstverteidigungsart aufs Neue. Er setzte sich dafür ein, dass sie wieder an den Universitäten gelehrt wurde.
Kano, der später aus Jiu Jitsu Judo entwickelte, war einer der ersten Anhänger dieser wieder neu entdeckten Sportart. Da Kano sehr viel Einfluss hatte, machte er Jiu Jitsu und Judo in relativ kurzer Zeit in ganz Japan und im Ausland populär. So wurden schon bald in verschiedenen europäischen Ländern und den USA diese Techniken von Militär und Polizei übernommen. In der Folgezeit nahm die Zahl der Jiu Jitsu Anhänger stetig zu, und die Techniken wurden weiterentwickelt; ein einheitliches System gab es jedoch nicht, und dies gilt bis heute. So durchlief die Selbstverteidigung eine enorme und erstaunliche Entwicklung. Aus dem alten Jiu Jitsu wurde das moderne Ju Jitsu.
Verbreitung in der Schweiz
Der Beginn der Entwicklung in der Schweiz ist eng mit vier Persönlichkeiten verbunden, mit Dr. Hanho Rhi, mit Alfred Baumann und mit den Brüdern Adolf und Robert Tobler. Aus dem Wirkungsschwerpunkt aller vier in Zürich ergibt sich, dass diese Stadt zunächst lange Zeit Zentrum des schweizerischen Ju-Jitsu gewesen ist. Dr. Hanho Rhi gründete 1929 die erste Ju-Jitsu Schule der Schweiz in Zürich. Ju-Jitsu war lange Zeit eine autonome Sektion des Schweizerischen Judo- und Budo-Verbandes SJBV, später SJV. Seit 1985 ist diese als vollwertiges Departement im Schweizerischen Judo- und Ju-Jitsu-Verband SJV, mit all seinen Rechten und Pflichten. Heute sind wir gesamtschweizerisch in der Lage, eine einheitliche Ausbildungsstruktur mit einem klaren Leitbild des SJV anzubieten.
Sinn des Ju Jitsu: Harmonie
Ju Jitsu ist nicht bloss eine Selbstverteidigung, sondern eine Kampfkunst im Sinne des Budos. Als Orientierungspunkt auf dem Weg dienen die beiden fundamentalen Maximen, welche Jigaro Kano, der Begründer des Judo, formuliert hat.
«Seryoku Zenyo» - bestmöglicher Einsatz der Kräfte
«Jita Kyoei» - zum Wohle aller, Leben in Harmonie.
Elemente des Ju Jitsu
- Rei (Zeremoniell)
- Schlagen / Stossen/ Treten und Ausweichen/ Schützen
- Werfen und Fallen
- Festhalten/ Hebeln/ Würgen und Schocken/ Befreien
- Einsatz von Gegenständen, Waffen und entsprechende Abwehr
- Psychologie des Kampfes - Taktik/ Prävention
- Kata
- Kuatsu
Quelle: Ju-Jitsu Broschüre SJV
Was unterscheidet Ju-Jitsu von den anderen Kampfsportarten?
Im Gegensatz zu anderen populären Budo Praktiken wie Judo, Aikido und Karate, ist Ju-Jitsu ein umfassendes Selbstverteidigungssystem. So fehlen:
- dem Karateka die Fallübungen
- dem Aikidoka die Tritte, Würfe und Würger
- dem Judoka die Tritte, Stösse, Schläge und Blocktechniken.
Ein Jiuka ist somit in der Lage, sich auf Distanz, im Nahkampf, sowie am Boden verteidigen zu können und dabei den Angreifer unter Kontrolle zu bringen und zu halten.
Wer sollte einen Ju Jitsu Kurs besuchen?
Jeder, den es interessiert! Es gibt keine Bedingungen oder Voraussetzungen die erfüllt sein müssen, damit man einen solchen Kurs bei uns besuchen kann. Egal ob Mann, Frau, oder Jugendlicher (ab 14 Jahren) jeden Alters. Anfänger, Wiedereinsteiger, Quereinsteiger (von anderen Kampfkünsten), Fortgeschrittene, oder Profi ist jederzeit möglich. Ju Jitsu kann als Sport zur Fitness betrieben werden, oder um eine tolle Kampfkunst zu lehren, um Selbstvertrauen zu fördern, oder aus reinen Selbstverteidigungszwecken. Unsere Kurse beinhalten von allem etwas.